003 - Fate of the Sun King by Nisha J. Tuli

Autor:Nisha J. Tuli [Tuli, Nisha J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy/Sci-Fi
ISBN: 9783426449271
Herausgeber: Knaur eBooks
veröffentlicht: 2024-09-02T00:00:00+00:00

Kapitel 28

Lor

DIE WALDLANDEN: Gegenwart

I

rgendwann schlafen Nadir und ich schließlich ein, und ich werde von dem warmen Sonnenlicht geweckt, das ins Zimmer fällt. Wir sind letzte Nacht nicht dazu gekommen, die Vorhänge zu schließen, und ich schütze meine Augen vor dem Angriff der grellen Sonne, schiebe mich unter die Decke und kuschle mich tiefer in unseren warmen Kokon. Es ist so gemütlich, wie er den Arm um mich gelegt hat und mit seinem leicht geöffneten Mund weiche, schläfrige Atemzüge ausstößt.

Ich betrachte die majestätischen Züge seines Gesichts, während die unheilvollen Worte, an die ich mich im Schleier der Beinahe-Bewusstlosigkeit erinnert habe, in den Vordergrund meiner Gedanken rücken.

Herzschmerz und Verderben.

Eine weitere Erinnerung drängt sich in mein Gedächtnis. Etwas, das Rhiannon gesagt hat.

Manchmal glaube ich, dass es ihre Liebe war, die die Welt niedergebrannt hat, was in gewisser Weise fast romantisch ist, wie ich finde.

Auch wenn es weit hergeholt scheint, kann ich nicht umhin, zu sehen, wie sich diese Bruchstücke im Chaos meiner Gedankenwelt zusammenfügen. Was, wenn das die Ursache für die Zerstörung war?

Der Spiegel hat auch darauf angespielt, als ich vor ihm gestanden bin.

Es darf sich nie wiederholen.

Damals hatte ich nicht verstanden, was diese Worte bedeuten, aber ich frage mich, ob ich sie jetzt verstehe.

Ich schüttle den Kopf und versuche, die Stolpersteine, die sich in meinen Gedanken auftürmen, zu vertreiben. Was auch immer passiert, wir werden einen Weg finden, um alles zu überwinden, was das Schicksal uns in den Weg stellt. Wenn es einen Haken bei der Besiegelung unseres Bandes gibt, dann werden wir jemanden finden, der uns helfen kann. Ich werde alles tun, um das zu ermöglichen.

Lange war es mein einziges Ziel, mich an dem Aurorakönig zu rächen, aber meine Sehnsüchte und Wünsche haben sich weiterentwickelt und strömen wie Wasser über rissige, ausgedörrte Erde und nähren den toten Boden unter meinen Füßen. Da ist nicht mehr nur das kalte, harte Bedürfnis, ihn für alles bezahlen zu lassen. Trotz der Wut, die mich jahrelang angetrieben hat, will ich mehr als das, und ich glaube, ich lerne langsam zu akzeptieren, dass ich das auch verdiene.

Wenn man den Großteil seines Lebens wie ein Nichts behandelt worden ist, vergisst man leicht, dass man sehr wohl etwas ist.

Ich kann meine Augen nicht von Nadirs Gesicht abwenden, fahre die Linien seiner Nase und seiner Wangen nach. Ich habe einmal gesagt, dass er nicht im herkömmlichen Sinne attraktiv ist – dafür ist er viel zu außergewöhnlich. Aber er ist so unbeschreiblich schön, dass ich den ganzen Tag hier liegen und mir jedes faszinierende Detail einprägen könnte.

Eigentlich wollen wir heute nach Aphelion zurückkehren, aber wir wissen immer noch nicht, woher Atlas und Rion von meiner Herkunft wussten. Dieses allgegenwärtige Unwissen schlägt mir auf den Magen und brennt wie Säure. Ich fühle mich verletzlich, ausgeliefert und bin immer auf der Hut. Wem kann ich wirklich vertrauen?

Mein Blick fällt wieder auf Nadir, und trotz allem muss ich lächeln, weil ich zumindest ihm endlich vertrauen kann.

»Wie lange willst du mich noch anstarren, Glühwürmchen?«, erkundigt er sich mit immer noch geschlossenen Augen.

Ich zucke heftig zusammen.

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